Sonntag, 15. Oktober 2017

Gnade



Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.
1.Korinther 15

Gnade vor Recht, so könnte man die zentrale Botschaft der Reformation auf den Punkt bringen. Ganz egal, was uns gelingt oder was uns misslingt, Gott lässt Gnade vor Recht geschehen. Die Vergebung, die Gott uns anbietet, wird uns aber nur dann betreffen, wenn wir sie uns gefallen lassen, wenn wir ihr vertrauen, darauf bauen und damit letztlich glauben. hier
Nicht Gnade statt Recht,
sondern Gnade vor Recht. 


Gottes Liebe richtet sich auf uns als ganze Person. Nicht nur auf das, was an uns der Liebe wert ist. Wir sind also als ganze Menschen, mit unseren Stärken und unseren Fehlern, mit unseren Erfolgen und  mit unserer Schuld, von Gott angesehen, und deshalb angesehene Personen. Der Mensch wird also von Gott unwiderruflich anerkannt -- allein aus Gnade. 
Dass Gott den Menschen gnädig ansieht heißt nicht, dass Gott Unrecht, Sünde und Schuld großzügig übersieht oder gar verharmlost. 


Nein! Ein anderer befreit uns aus unserer Not, errettet uns von Unrecht, Sünde und befreit uns von unserer Schuld: Jesus Christus, Gottes Sohn. 


Alle sind schuldig geworden und haben die Herrlichkeit verloren, in der Gott den Menschen ursprünglich geschaffen hatte. Ganz unverdient, aus reiner Gnade, lässt Gott sie vor seinem Urteil als gerecht bestehen – aufgrund der Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. Ihn hat Gott als Sühnezeichen aufgerichtet vor aller Welt. Sein Blut, das am Kreuz vergossen wurde, hat die Schuld getilgt – und das wird wirksam für alle, die es im Glauben annehmen. Damit hat Gott seine Gerechtigkeit unter Beweis gestellt...
Römer 3, 23 -25


Für Martin Luther war eben diese Gnade Gottes der Kerngedanke, der ihm zu seiner Zeit das "Abdriften" der kirchlichen Lehre offenbar machte. Nur durch Gottes Gnade wird der wahrhaft Gläubige erettet. 
Wer Gott folgt und wahrhaftig auf die Gnade Gottes vertraut, braucht Verdammnis und Hölle nicht zu fürchten. Wer Gottes Gnade und Gottes Liebe für sich erkannt hat, der wird gute Taten folgen lassen. 
Doch dies wird Luther of falsch ausgelegt, als zu billige und zu einfache Gnade, für die man nichts tun muss. Und eben weil man nicht dafür tun muss, außer auf Gottes Gnade und Liebe zu vertrauen, wird man von sich aus Gottes Lehre und dem Evangelium folgen. Denn nur wer der Gnade Gottes Taten folgen lässt, 


Für Bonhoefer wird Luther und seine Wiederentdeckung der Gnade dann missverstanden, wenn man meint: die Gnade stelle uns vom unbedingten Gehorsam gegenüber Gott frei, und: auf die Gnade müsse kein Handeln folgen. 
Aus der Gnade entspringen Wirkungen dem Nächsten gegenüber: Liebe, Wertschätzung, Anerkennung, Nächstenliebe. 


Was ergibt sich daraus für uns? Im Umgang mit unseren Mitmenschen ab und zu  auch mal "gnädig" sein... seine Kinder ungestraft lassen, liebevoll erklären, was sie falsch gemacht haben und Gnade vor Recht ergehen lassen. Gottvertrauen und das Vertrauen auf seine Gnade lassen uns in ihrer Anerkennung und im Nachfolgen Jesu ganz von allein zu "besseren" Menschen werden, die selbst andere wertschätzen, und nicht (vor)verurteilen oder an einzelnen Taten messen, sondern an dem, wer sie wirklich sind. Die nicht leichtfertig übersehen und Unrecht vergessen, sondern gemessen an dem, wer da vor einem steht beurteilen, ob Liebe und Gnade nicht der bessere Weg sei.



Frei orientiert an der Predigt von heute  
  von Pfarrer Dr. M. Hauff



Einen schönen Sonntag Euch!

 


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